„Hollywood will Namibias Landschaft – ich will Namibias Geschichten!“
Immer wieder dienen Namibias Landschaften als spektakuläre Filmkulissen fürs Kino. Zuletzt wurden Szenen für den Hollywood-Film „Dune: Part Two“ in der Namib-Wüste gedreht. Der deutsche Filmemacher Florian Schott lebt mittlerweile seit 16 Jahren in Namibia. Er erkennt im Filmstandort Namibia mehr als nur einen Kulissen-Lieferanten. Im Interview betont er, wie sich Namibias Filmindustrie entwickelt und welch riesiges Potenzial an unerzählten Geschichten er im Land erlebt, die Grundlage für gute Filme sein können. Außerdem spricht er mit uns über das immense schauspielerische und filmhandwerkliche Talent, das er bei seiner Arbeit in Namibia erlebt.
Als Regisseur hat er den bis heute einzigen namibischen Film produziert, der es in das Angebot von Netflix geschafft hat: Der deutsche Filmemacher Florian Schott, geboren und aufgewachsen in Essen, kam 2008 als Regieassistent nach Windhoek. Hier verliebte er sich – sowohl in das Land als auch in eine Frau. Er blieb in Namibia und hilft seither dabei mit, das Land auf der Weltkarte der Filmnationen zu etablieren und Talente zu fördern.
TSN: Herr Schott, wo steht Namibias Filmindustrie derzeit?
Florian Schott: Die Filmindustrie hier in Namibia ist noch sehr jung. Es gibt noch so viele filmreife, unerzählte Geschichten aus diesem Land – die genau das bezeugen. In Deutschland ist das anders: Da wiederholen sich viele Geschichten. Das erlebt man in so manchem Krimi, indem einem die Grundgeschichte schon bekannt vorkommt. Hier in Namibia gibt es da noch viele Potenziale, einen großen Schatz an Geschichten, die der Welt noch ganz unbekannt sind.
TSN: Was genau macht Namibia für Sie als Filmemacher so attraktiv?
FS: Das sind vor allem drei Dinge, erstens: die spektakulären Landschaften, die Namibia so einzigartig machen. Zweitens: die vielen Kulturgruppen des Landes und ihre Geschichten vor, während und nach der deutschen und südafrikanischen Kolonialzeit. Um deren erzählenswerten Geschichten aufzuschreiben, bräuchte ich mehr als ein Leben. Und drittens: die Menschen selbst! Ich erlebe hier täglich so viele offene, positive und außergewöhnliche Menschen, die mich inspirieren und deren Geschichten, Lebensweisen und Schicksale erzählenswert sind. Hierin unterscheidet sich das Ziel von mir und meinen namibischen Filmemacherkollegen mit denen aus den USA: Hollywood will Namibias Landschaft – ich will Namibias Geschichten!
TSN: Sie erwähnen es schon: Namibia ist beliebt bei Hollywood-Regisseuren. Es gibt ja einige Hollywood-Filme, die mindestens zum Teil in Namibia gedreht wurden. Jüngst schickte Starregisseur Dennis Villeneuve einen Teil seines Filmteams für „Dune: Part Two“ (2024) in die Namib-Wüste, Roland Emmerich drehte hier 2006 Szenen für den Film „10.000 BC“ und „Mad Max: Fury Road“ gewann 2016 mit den namibischen Landschaftskulissen sogar sechs Oscars. Sind das Filme, deren Produktion Sie auch interessiert verfolgen?
FS: Ja, natürlich. Wenn Hollywood hier in Namibia anklopft, ist das auch toll für namibische Filmteams, die dann ebenfalls häufig zur Unterstützung angefragt werden. Als im Jahr 2016 Tom Cruise für den Film „Die Mumie“ hier in Namibia war, gehörte auch meine Frau Cherlien mit zum Filmteam. Sie arbeitet wie ich in der Filmindustrie – darüber habe ich sie 2008 kennengelernt. Für „Die Mumie“ hat sie im Hintergrund als Teil der PR-Abteilung für diesen Film gearbeitet. So profitieren dann auch die Filmteams hier in Namibia vom Besuch aus Hollywood.












Das Flugzeug nach Frankfurt auf dem Hosea Kutako International Airport bei Windhoek: Rund 80.000 Deutsche reisen jährlich nach Namibia in den Urlaub.
Bettnetze in den Zimmern der Nkwazi Lodge am Kavango-Fluss bei Rundu in Nordnamibia. (Foto: Benedikt Nickel)